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dig dis!cover mit Arley

Schön dich zu sehen. Ich sehe im Hintergrund ein Keyboard. Produzierst du auch zu Hause?
Ich habe ein großes Studio hier in Köln. Dort ist auch mein komplettes Equipment sowie all die Kabel, die sich in den letzten 15 Jahren angesammelt haben. Zusätzlich habe ich ein Home-Setup, um schnell Sachen erledigen zu können und kreativ zu sein. Mittlerweile mache ich fast alles zu Hause, da es sich einfach besser in den Alltag integriert.

 

Was darf beim Produzieren nicht fehlen, und woher holst du deine Inspiration?
Ich brauche immer mindestens einen großen Synthesizer, der gut klingt. Das ist auch meine Inspirationsquelle, zumindest was die technischen Aspekte angeht. Wenn ich mich inspirieren möchte, hilft es mir oft, einfach durch Spotify zu klicken und mir die Tracks anzuhören, die gerade gut funktionieren. Danach starte ich mit ein paar Skizzen. Sowohl Spotify als auch Instagram sind für mich wichtige Quellen, um neue Künstler und Musik zu entdecken. Für mich ist nämlich nicht nur der Sound wichtig, sondern auch das Visuelle gehört dazu. 

 

Wie passt es für dich zusammen, dass man als Produzent auch in den sozialen Medien aktiv sein muss?
Ich glaube, dass Künstler heutzutage, zumindest in meinem Genre, nicht unbedingt wie Influencer im kommerziellen Bereich jeden Tag Inhalte posten müssen. Dennoch ist es wichtig, regelmäßig etwas zu machen und dabei viel Energie in die Qualität zu investieren. Man sollte sich gut überlegen, was man umsetzen kann, und bereit sein, auch mal Wege zu gehen, die unangenehm sind. Das bedeutet oft, über den eigenen Schatten zu springen. Bei meinem alten Projekt habe ich zum Beispiel diese ganzen Social-Media-Sachen gar nicht gemacht, und rückblickend war das definitiv ein Fehler.
Heutzutage kann sich jeder eine Kamera kaufen, sich intensiver mit der Materie beschäftigen oder einfach mit dem Handy Inhalte aufnehmen. Es ist wichtig, visuelle Inhalte zu produzieren, die zeigen, was man macht. Es gibt so viele Musiker auf dem Markt, und man muss sich abheben. Visuelle Inhalte sind immer noch ein sehr wirkungsvolles Mittel, um Aufmerksamkeit zu generieren.

 

Kommen wir zur Musik. Wie würdest du deine Musik beschreiben?
Ich arbeite gerne in Moll-Tonarten, was man in meiner Musik hört. Die Stücke sind eher melancholisch, aber mit einem Beat, der auf dem Dancefloor funktioniert. In letzter Zeit arbeite ich häufiger mit Vocals und versuche, ein kommerzielleres Element einzubauen, das ich dann über die Vocals definiere. Kollaborationen sind mir auch sehr wichtig; ich arbeite viel mit Sängerinnen und Sängern. Meistens nutze ich Instagram, um Leute für solche Projekte zu finden. Seitdem mein Projekt vor etwa drei Jahren gestartet ist, habe ich viel in Instagram investiert, viele Videos erstellt und versucht, darüber meine Musik zu promoten.
Wenn man ein solides Profil hat, ist es ziemlich einfach, mit anderen Künstlern in Kontakt zu treten. Sie schauen sich dann neugierig auf deiner Seite um, und so entsteht ein erster Austausch. Ich sehe Instagram wirklich wie eine Art „Dating-Plattform“ für Musiker. Es funktioniert erstaunlich gut, da viele Sänger Produzenten suchen und umgekehrt. Über Instagram entstehen so oft Verbindungen.

 

Wie läuft so eine Kollaboration ab? Schicken dir die Sänger*innen einfach ihre Vocal-Spuren, oder besprecht ihr alles vorher?
Das hängt ganz vom Sänger ab. Wenn ich merke, dass jemand professionell ist und eine starke, kreative Note mitbringt, lasse ich ihm oder ihr freie Hand. Dann schickt man sich die Dateien einfach online zu. Wenn der Künstler noch nicht so erfahren ist und mehr Unterstützung braucht, gebe ich mehr Feedback, und wir schicken uns Versionen hin und her. Da meine Kollaborationen oft weltweit verstreut sind, treffen wir uns selten im Studio. Manchmal gibt es Calls, um Details zu klären, aber meist läuft alles über WhatsApp oder Instagram.

 

Deine Musik ist international erfolgreich, so zum Beispiel auch in Istanbul. Siehst du Unterschiede im Interesse an deiner Musik je nach Land?
Ja, definitiv. In Deutschland ist meine Art von Musik nicht so populär wie zum Beispiel Techno. Viele meiner Hörer kommen daher aus südlichen Ländern wie Südamerika, wo die Leute offener für meinen Stil sind. Das merke ich auch bei Werbeanzeigen. Dort funktioniert die Musik einfach besser, und es gibt ein größeres Interesse an diesem Genre.

Erfolg kann ja auf verschiedene Arten gemessen werden. Was bedeutet musikalischer Erfolg für dich?
Für mich bedeutet Erfolg eine Kombination aus mehreren Faktoren: Viele Hörer auf Spotify, hohes Engagement auf Instagram und die Fähigkeit, live zu performen. Einzeln betrachtet sind diese Punkte nicht ausreichend. Eine hohe Anzahl an monatlichen Hörern bedeutet nicht automatisch, dass jemand wirklich erfolgreich ist, genauso wenig wie regelmäßige DJ-Bookings in Clubs. Die Kombination aus Reichweite, Engagement und Live-Präsenz macht für mich den Erfolg aus.

 

Gibt es eine dieser Sachen, die dir besonders wichtig ist oder die dir schwerfällt?
Früher habe ich viel live gespielt, auch international, und das war eine großartige Zeit. Jetzt bin ich jedoch mehr im Studio und genieße das Produzieren. Ab und zu spiele ich noch auf Festivals, aber ich habe keine Ambitionen, es so intensiv zu betreiben wie früher. Es war toll, diese Erfahrungen zu machen, aber inzwischen bin ich zufrieden, wenn ich im Studio arbeiten kann.

 

Wie bist du zu dig dis! gekommen und wie konnten wir dich bisher bei deiner Labelarbeit unterstützen?
Vor zweieinhalb Jahren habe ich mein Projekt gestartet und wollte unabhängig von anderen Labels sein. Es hat mich immer frustriert, auf Feedback zu warten, wenn ich Demos verschickt habe. Deshalb war es mir wichtig, einen Distributor zu finden, der kompetent ist und persönlichen Kontakt bietet. Über Freunde (polaroit) bin ich dann auf dig dis! gestoßen, und ich bin sehr zufrieden. Die Kommunikation ist nahbar, und der Support ist immer schnell und kompetent. Das schätze ich wirklich sehr.

 

Das klingt super. Wonach entscheidest du, wenn du neue Künstler signst?
Ich achte darauf, dass die Musik etwas Eigenes hat und der Künstler nicht einfach nur bestehende Trends kopiert. Es ist mir wichtig, dass Künstler auch mal über den Tellerrand schauen. Zusammen mit meinem Label-Partner Tom höre ich mir die Demos an, und wir entscheiden gemeinsam. Ich bin froh, dass wir das zu zweit machen, weil wir uns gegenseitig gut ergänzen.

 

Das ist ein großer Vorteil. Musik ist ja auch sehr subjektiv. Welche Tipps würdest du jemandem geben, der gerade mit der Musikproduktion beginnt?
Mein Tipp ist, sich nicht zu sehr auf vorgefertigte Soundkits zu verlassen. Viele Anfänger verwenden fertige Loops und Samples, und das hört man dann schnell heraus. Es ist besser, sich intensiv mit Sounddesign zu beschäftigen und eigene Sounds zu kreieren. Außerdem hilft es, sich für eine Weile von äußeren Einflüssen zu isolieren. Früher habe ich monatelang keine Musik von anderen Künstlern gehört, um meine eigenen Ideen zu entwickeln. Es ist wichtig, nicht nur Trends nachzujagen, sondern etwas Eigenes zu schaffen.

 

Was hältst du von KI in der Musikproduktion? Siehst du da eher Chancen oder Risiken?
Ich denke, KI ist in der Musikproduktion noch nicht weit genug, um wirklich eine Bedrohung zu sein. Sie kann als Werkzeug dienen und einfache Ideen generieren, aber die kreative Entscheidung liegt immer noch beim Künstler. Ich nutze KI-Tools wie ChatGPT für verschiedene Dinge, aber ich glaube nicht, dass KI die Musikindustrie so schnell revolutionieren wird. Im Bereich der Bildgenerierung ist KI schon weiter, und ich verstehe, dass sich viele Grafikdesigner bedroht fühlen. In der Musik geht es jedoch darum, neue, kreative Wege zu gehen, und ich bin mir nicht sicher, ob eine KI das so gut kann.

 

Vielen Dank für das spannende Interview! Es war sehr inspirierend, von deiner kreativen Herangehensweise und den Herausforderungen der Musikproduktion zu hören. Wir freuen uns darauf, deine nächsten Schritte zu verfolgen!

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